Ursprünglich gehörten die wenigen evangelischen Einwohner der Bürgermeisterei Büderich zur Evangelischen Gemeinde Neuss. Im Jahre 1906 wechselten diese zur Gemeinde Heerdt- Oberkassel (82 an der Zahl). Ihre Zahl nahm schon vor und nach dem 1. Weltkrieg durch den Zuzug vieler evangelischer Familien zu, die zum Teil aus den Ostgebieten kamen und bei der Fa. Böhler Arbeit fanden, zum Teil auch vermögendere Menschen, die in der 1909 von Friedrich Freiherr von der Leyen gegründeten Villensiedlung Meererbusch ihren Wohnsitz nahmen.
Büderich
1906
1919
Da die Gemeinde Heerdt-Oberkassel und später die Gemeinde Oberkassel aus personellen und räumlichen Gründen Mühe hatten, die Evangelischen in Büderich kirchlich ausreichend zu betreuen, kam ihnen Friedrich Freiherr von der Leyen, der aus der evangelischen Linie der Krefelder Seidenbarone stammt, „gütig zu Hilfe“, wie Pfarrer Friedrich Meyer aus Oberkassel in seiner Chronik für den Bezirk Büderich schrieb. Er richtete in seinem Schloss in Haus Meer einen Saal als Kapelle her, in dem ab 1919 Sonntagnachmittag 14-täglich Gottesdienste stattfanden. So wurde das ehemalige katholische Kloster Haus Meer zur geistlichen Zelle der Evangelischen in Büderich.
1930
1930 gelang es, das ehemalige Verwaltungsgebäude einer Brauerei an der Düsseldorfer Stra-ße (jetzt Nr. 37) zu erwerben, das der im Gegensatz zur katholischen doch noch recht kleinen Gemeinde nun als Heimat diente. 1932 kam am Rande des Hofes die Kapelle hinzu, die bei bescheidener Ausstattung bis zu 350 Personen Platz bot. Im Giebel des Büros des jetzigen Eigentümers (Autohauses Deniz) ist die Aussparung für die Glocke noch zu erkennen (Stand 2013). Die Kapelle soll früher ein Schafstall gewesen sein, deshalb nannte der Volksmund sie den „Stall von Bethlehem“. Dies soll später zur Namensgebung der 1965 an der Dietrich-Bonhoeffer-Str. errichteten – Bethlehem-Kirche geführt haben.
1951
Nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Zahl der Evangelischen in Büderich auf 2.200 Mitglieder an. Der Gemeinde Oberkassel gelang es darauf, 1951 eine 5. Pfarrstelle einzurichten, und zwar für den Bezirk Büderich. Auf diese Pfarrstelle wurde 1952 Pfarrer Hans Hütt gewählt, der bis 1981 als Seelsorger in Büderich wirkte. Pfarrer Hütt erreichte 1960, dass Büderich den Status einer selbständigen Gemeinde erhielt. Er hat maßgeblich den Bau der beiden Mitte der sechziger Jahre neu errichteten Gotteshäuser (Einweihung Christuskirche 1964 sowie Bethlehemkirche 1965) mitgestaltet, vor allem aber die reformierte Tradition der Bethlehemkirche geprägt. Angesichts des Anwachsens der Gemeinde auf 5.600 Gemeindemitglieder wurde eine zweite Pfarrstelle für Büderich genehmigt, auf die 1964 Pfarrer Eckhard Timm gewählt wurde. Die Christuskirche war stärker lutherisch ausgerichtet, weil in ihrem Bezirk eine größere Zahl von Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten lebte, die zumeist aus lutherischen Gemeinden stammten.
1971
Als die Not der allein erziehenden Mütter besonders groß war, richtete die Gemeinde 1946 im „Gemeindeheim“ an der Düsseldorfer Straße ihren ersten Kindergarten ein. 1971 erfolgte der Bau eines zweiten neben der Bethlehemkirche. Beide Kindergärten mit insgesamt ca. 80 Kindern wurden im Zuge des Neubaus des Gemeindezentrums an der Bethlehemkirche im Jahre 2012 als evangelische Kindertagesstätte „Schatzkiste“ zusammengeführt.
1975
In Folge der Gründung der Stadt Meerbusch 1975 kam es zu einer intensiveren Zusammenarbeit der drei Meerbuscher evangelischen Gemeinden. So war es nahe liegend, dass die Gemeinde Büderich 2005 aus dem Kirchenkreis Düsseldorf ausschied und seitdem mit den Gemeinden von Lank und Osterath zum Evangelischen Kirchenkreis Krefeld-Viersen gehört. Mit den weltlichen Einrichtungen der Stadt, vor allem dem Rat und der Stadtverwaltung gibt es eine enge und gute Zusammenarbeit auf vielen Gebieten.
Nach dem Weggang von Pfarrer Timm 1974 kam 1975 Pfarrerin Gertrud Vogelbusch nach Büderich in den Gemeindebezirk Christuskirche. Sie wusste das Gemeindeleben vielfach zu fördern, bis sie 1989 krankheitsbedingt ausscheiden musste.1981
1981 hatte Pfarrer Friedemann Johst in der Nachfolge von Pfarrer Hütt die Pfarrstelle im Bezirk der Bethlehemkirche übernommen, in der er bis 2003 tätig war. Als seine Nachfolgerin wurde 2004 Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk eingeführt, die bis zu ihrem Wechsel zur Gemeinde Kerpen im Jahre 2012 viele Impulse für die Arbeit gegeben hat, insbesondere für die Intensivierung der geistlichen Arbeit. Sie hat Glaubenskurse (wieder) eingeführt; in ihre Zeit fällt die Gründung des Männerkreises.
1989
1989 wurde Pfarrer Wilfried Pahlke als der Nachfolger von Pfarrerin Vogelbusch eingeführt. Bis zum heutigen Tage prägt er entscheidend das Bild der evangelischen Kirchengemeinde: sei es durch die Schulgottesdienste und den Konfirmandenunterricht, sei es durch die vielfältigen Angebote für Senioren, sei es durch die Freizeiten für Jung und Alt, sei es als Vorsitzender der Diakonie Meerbusch.
2012
Vor allem aber wurde in dieser Zeit die Aufteilung der Gemeinde in 2 Bezirke aufgegeben: Die Pfarrstelleninhaber sind seitdem in beiden Bezirken für festgelegte Aufgabengebiete verantwortlich. Die Gemeindebezirke sollen zu einer Gemeinde zusammenwachsen. Auch eine erste Gemeindekonzeption wurde verabschiedet, nach der die beiden Kirchen und Gemeindezentren unterschiedliche Schwerpunkte verfolgen. Seitdem gibt es in der Bethlehemkirche neben einem regelmäßigen Gottesdienst im Monat vermehrt Zielgruppengottesdienste, vor allem für Kinder und Familien. Das Zentrum erhielt darüber hinaus den Schwerpunkt Kulturelle Arbeit, in die auch das 2012 eröffnete Gemeindecafé 2012 miteinbezogen wurde. Und natürlich prägt die KiTa „Schatzkiste“ das Zentrum ganz maßgeblich. Die Christuskirche ist seitdem geistliches Zentrum – außer dem ersten Sonntag im Monat finden dort die regelmäßigen Sonntagsgottesdienste und alle Schulgottesdienste und jeden ersten Sonntag im Monat der Kindergottesdienst statt. Ferner ist sie das Zentrum der Ort der Jugendarbeit, vor allem des Konfirmandenunterrichts und Altenarbeit mit vielfältigen Angeboten. Auch das Büro der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe Büderich hat hier eine Heimat gefunden.
2014
Auf Pfarrerin Dr. Brunk folgte im Jahre 2014 – nach einer längeren Vakanzzeit – Pfarrer Christian Dierlich, der die Gemeinde aber bereits im Jahre 2017 wieder verließ.
2018
Zunächst als Vakanzvertretung, seit Februar 2018 als gewählte Pfarrstelleninhaberin arbeitet nunmehr Pfarrerin Susanne Pundt-Forst in der Kirchengemeinde , aufgrund abnehmender Mitgliederzahlen aber nur noch mit einer 50%-Stelle. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der KiTa „Schatzkiste“. Das evangelische Profil der KiTa zu bewahren, auch und gerade durch neue Impulse ist eine ihrer Hauptaufgaben. Daneben leistet sie vielfältige diakonische Arbeit, u.a. durch die Betreuung des Mittagstisches für Bedürftige im Café „Leib und Seele“.
Osterath
1858
Die ersten beiden Evangelischen werden erstmals im Jahr 1858 erwähnt. Damals hatte Osterath 1930 Einwohner. Mit der Ansiedlung einiger Firmen am Ende des 19. Jahrhundert zogen einige Familien nach Osterath, so dass sich ein bescheidenes Gemeindeleben entwickelte. Gottesdienste fanden in Büroräumen oder Privatwohnungen statt; sie wurden von Pfarrern aus Krefeld gehalten. Für Amtshandlungen musste man den weiten Weg zur Friedenskirche nach Krefeld nehmen.
1939
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wohnten bereits 50 Evangelische im Ort, durch Flüchtlinge und Vertriebene stieg die Zahl bis Ende der 40er Jahre auf 850.
1960
Die 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren geprägt durch weiteres Wachstum des Ortes und auch der Gemeinde. Eine evangelische Grundschule wurde 1960 errichtet, evangelische Gemeindeglieder organisierten die Vorläuferin der späteren Volkshochschule
1963
Im Jahr 1963 wurde mit Hans-Karl Schmidt-Arendse der erste Pfarrer für Osterath berufen
1965
Im Jahr 1965 wurde Osterath aus der Gemeinde Krefeld ausgegliedert und avancierte zur selbstständigen Kirchengemeinde mit einem eigenen Presbyterium.
Die hauptsächlich aus Düsseldorf zuziehenden Gemeindeglieder veränderten das Bild der Gemeinde. Eine evangelische Bücherei wurde eingerichtet, mit dem „actionsring frau und welt“ entstand neben der seit 1922 bestehenden Frauenhilfe eine Gruppe, in der sich bildungsbeflissene jüngere Frauen sammelten, der Kindergarten am Neusser Feldweg wurde eingerichtet, eine Kantorei traf sich.
1970
Einberufung von Pfarrer Reiner Fangmeier
1971
Die Größe der Gemeinde – inzwischen 4200 Gemeindeglieder – bedingte die Errichtung einer zweiten Pfarrstelle, auf die – neben Pfarrer Reiner Fangmeier – 1971 Pfarrer Hans Land berufen wurde. Beide Pfarrer forcierten eine offene Gemeindearbeit mit ökumenischen Akzenten. Neue Lieder wurden in Unterricht und Gottesdienst eingeführt, die Kirche wurde um das Gemeindezentrum erweitert und quergestellt, so dass die Gottesdienstbesucher im Halbkreis saßen und die Prediger näher an der Gemeinde waren, eine hauptamtliche Kirchenmusikerstelle wurde errichtet.
1975
In den 80er und 90er Jahren prägte das diakonische Engagement die Gemeindearbeit. Eine teiloffene Jugendarbeit wurde etabliert, zusammen mit den Evangelischen Kirchengemeinden Büderich und Lank gründete man auf Initiative von Pfarrer Falk Neefken, der in 1975 zum Pfarrer berufen wurde die Diakonie Meerbusch, die sich der Pflege alter und kranker Menschen sowie der Beratung von Aussiedlern und Asylbewerbern widmet. Die Trägerschaft eines Projektkindergartens für Aus- und Übersiedler sowie einer dritten – integrativen – Tageseinrichtung wurde übernommen.
1996
Mit Birgit Schniewind wurde 1996 eine Pfarrerin berufen, deren Schwerpunkte in der Arbeit mit Kindern und jungen Familien liegt.
2000
Anfang 2000 wurde die Kirche unter Architekt Karl-Hans Pfleiderer, Neuss, grundsaniert und, unter Anbau einer gläsernen Apsis, wieder in Längsrichtung bestuhlt. Neue Prinzipalstücke von Gilbert Scheuss (Kempen) und Christine Wingels (Möchengladbach) zieren den Kirchraum. Die Bemalung der Decke durch Horst Lerche (Jüchen)bietet mit den Glasfenstern von Will Brüll (Meerbusch) ein abwechslungsreiches und doch harmonisches Gesamtbild. Wechselnde Ausstellungen des Projektes „Kunst in der Apsis“ akzentuieren die
biblischen und theologischen Aussagen der jeweiligen Kirchenjahreszeit.2004
Im Jahr 2004 wurde eine Ökumenische Partnerschaftsvereinbarung mit der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus getroffen – die erste im Kirchenkreis und im Bistum Aachen. In ihr beschreiben beide Gemeinden ihre ökumenischen Aktivitäten und bringen ihren Wunsch zum Ausdruck, sie auszuweiten.
2018
Die zweite (eigentlich: erste) Pfarrstelle ist seit 2018 mit Dr. Maria Pfirrmann besetzt. Ihr Schwerpunkt liegt auf Schulgottesdiensten, der Konfirmanden-Arbeit, der Jugendarbeit und – zusammen mit Pfarrerin Schniewind – der Seniorenarbeit. Ursprünglich verfügte die Evangelische Gemeinde Osterath über zwei volle Stellen. Heute sind es nur noch 1,25 Stellen (0,75 Pfarrerin Schniewind, 0,5 Pfarrerin Pfirrmann).
Die Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Osterath ist nicht ohne die vielen ehrenamtlich Mitarbeitenden zu denken: als Mitglied im Presbyterium, als Leiterin der Frauenhilfe oder des „actionsring frau und welt“, durch Mitsingen im Chor oder Musizieren in Ad-hoc-Orchestern, durch Mitarbeit in Ausschüssen und Arbeitskreisen, bei Seniorenveranstaltungen, beim jährlichen Gemeindefest mit Basar, durch Verteilen des Gemeindebriefes und Organisation von „Kunst in der Apsis“ und vieles andere mehr.
Natürlich prägen auch hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Gemeindeleben, ohne sie würden Gemeindezentrum, Büro und Einrichtungen nicht optimal funktionieren.
Aufgrund der sich ändernden wirtschaftlichen und demographischen Bedingungen verändert sich auch unsere Gemeindearbeit. So werden wir u.a. auf die Interessen älterer Gemeindeglieder stärker eingehen und die zurückgehenden Kirchensteuermittel durch Spenden oder Sponsoring ersetzen müssen. Einsparungen sind unumgänglich, statt Aufbruch ist Umbau angesagt.
Aber auch der bietet neue Chancen für ein evangelisches Gemeindeleben: „Wir sind es ja nicht, die die Kirche erhalten. Der ist’s und war es und bleibt es, der da spricht: Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ (Martin Luther)
Büderich-Osterath
2024
Fusion der evangelischen Kirchengemeinde Büderich und der evangelischen Kirchengemeinde Osterath zur evangelischen Kirchengemeinde Büderich-Osterath zum 1.1.2024